Eineinhalb Jahre ist STEPS nun alt und ich finde, es hat sich ganz gut entwickelt. Natürlich gab es auch Kinderkrankheiten, wie sollte es anders sein. Auch zunächst als gut erachtete Ideen müssen sich erst an der Realität beweisen. Das erfordert Flexibilität und manchmal auch Korrekturen. So hat das Projekt „für junge Erwachsene“ zunehmend einen familiären Touch bekommen, ist ein Ort geworden, an dem man sich willkommen fühlen kann, ganz unabhängig vom Alter. Dazu trägt Sr. Annelies Brunnlechner von den Missionarinnen ganz viel bei, wenn sie bei den Kursen kocht und so ganz „nebenbei“ durch ihr Junggeblieben- und Zufriedensein ein Zeugnis gibt für fast 60 Jahre beglückendes Ordensleben.
Natürlich fragen mich die Gäste immer wieder einmal, ob es das war, was ich mir beim Eintritt in den Orden gewünscht hatte: Allein zu leben. Natürlich nicht! Es ist ein Opfer, mangels personeller Ressourcen der Provinz. Ein teures, gerade im Hinblick auf junge Menschen, die eine gemeinschaftliche Lebensform suchen. Andererseits: Sie erleben -wenn auch zeitlich begrenzt – Herz-Jesu-Gemeinschaft selbst als deren Teil live. Ob es ihnen gelingt, dies auf die Gemeinschaft, die Provinz zu extrapolieren, wird sich zeigen. Es gibt zumindest Hoffnung, dass sich das Problem in absehbarer Zeit lösen wird.
Als wachstumsfördernd (Erreichbarkeit), aber auch gleichzeitig wachstumshemmend (Lärmbelastung) erweist sich die Lage von STEPS mitten in der Innenstadt von München. Alles, was Stille erfordert (Exerzitien, Auszeiten), musste ausgelagert oder schlicht aus dem Angebot gestrichen werden).
Und dann Corona, natürlich! Der April und Mai 2020 brachten wegen des Beherbergungsverbots einen fast totalen Stopp, weil SBIs (Stufe 5 = spirituell-biographische Intensivkurse) nicht vereinbart werden konnten und die geplanten Exerzitienkurse in der OASE Steinerskirchen ausfallen mussten. Dafür ging es dann von Pfingsten bis in den November non stop: Exerzitienkurse (lang/kurz), SBIs, Einzelbegleitungen, Workshops und es ist kein Ende in Sicht. Gott sei Dank!
Die anfangs breit gefächerte Altersstruktur der Gäste hat sich mittlerweile auf die Zielgruppe eingependelt. Nicht zuletzt aufgrund der beschränkten personellen Kapazitäten. Die meisten Gäste haben einen religiösen Hintergrund, wobei ich mich sehr über die hohe Zahl (natürlich relativ gesehen, bisher ca. 40) an jungen Menschen freue, die sich für einen geistlichen Weg interessieren oder sich schon darauf befinden. Mit ihnen an ihrer Gottesbeziehung und dem dazu nötigen offenen Herzen arbeiten zu können, ist ein großes Geschenk. Mit vielen Highlights, wenn Hindernisse für echtes Leben und Freiheit beseitigt werden können, wenn die unbewussten, negativen Gottesbilder sich auflösen und aufhören, die Beziehung zwischen Mensch und Gott zu stören. Wenn das Herz sich öffnet und die Liebe einzieht!
Die SBIs sind das Zentrum der Arbeit bei STEPS geworden. Aber auch „nebenbei“ entwickelt sich das ein oder andere: Z.B. die Wahrnehmung bei zunehmend mehr Menschen, dass es so etwas wie die Ordensgemeinschaft der Herz-Jesu-Missionare überhaupt gibt. Das ist in einer Stadt wie München nicht selbstverständlich. Parallel dazu entwickelt sich die Erkenntnis, dass Ihre Spiritualität nichts zu tun hat mit frommem Kitsch, sondern explizit Menschen dahin begleiten will, wo das Zentrum unseres Glaubens ist und das Zentrum unserer Sehnsucht: ins Herz Jesu. In dem man zur Ruhe kommen kann. Um dann von da neu aufzubrechen zu den Menschen, verändert und verändernd – wie das eben so ist, wenn man sich ganz mit Gott einlässt.
P. Norbert Rutschmann