„Plötzlich entstand ein gewaltiges Erdbeben, denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Gestalt leuchtete wie ein Blitz, und sein Gewand war weiß wie der Schnee. Die Wächter begannen vor Angst zu zittern und fielen wie tot zu Boden. Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet Euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus den Gekreuzigten. Er ist nicht hier, denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat.“ (Mt 28,2-6)
So kann Auferweckung, Auferstehung aussehen. Mit Blitz und Donner wird dem Tod seine Beute entrissen, Auferstehung ist schon geschehen, bevor es für den Menschen erkennbar wird. Aber es geht auch ganz anders:
Ein kurzes Gebet: „Vater ich danke dir, dass du mich erhört hast.“ Dann „rief er mit lauter Stimme: Lazarus komm heraus. Da kam der Verstorbene heraus“. (Joh 11,41-44) Vergleichsweise lapidar, so als sei es eine Kleinigkeit, jemanden vom Tod ins Leben zurückzubringen. Selbst einen, der schon „riecht“. Ein Wort genügt. Es muss nur der Richtige sprechen. Mit Vollmacht.
Und doch gibt es einen auffälligen Unterschied zwischen beiden:
„Er (Petrus) sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte.“ (Joh 20,6)
„Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch umhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen!“ (Joh 11,44)
Vielleicht ist das der große Unterschied zwischen den beiden Auferweckungen: hier die große Freiheit, alles abgelegt, was noch band; dort zwar ins Leben zurückgekehrt, aber noch gebunden, angewiesen auf die Hilfe anderer.
Auferstehung im Leben geschieht selten mit Blitz und Donner, von heute auf morgen. Auferstehung im Leben braucht den Ruf Gottes, aber auch Zeit und Menschen, die einem zur Befreiung vom Alten helfen, Schicht um Schicht abzutragen von dem, was einen band. Die auch nicht aufgeben, wenn es so aussieht, als könnte man den alten Geruch nie loswerden. Auch in die Freiheit gerufen, will das Leben noch erkämpft werden. Und erhalten. Deshalb in beiden Auferweckungen, die Worte Jesu: „Halt mich nicht fest“ (Jesus zu Maria Magdalena, Joh 20,17) und „Löst ihm die Binden und lasst ihn gehen“ (Jesus zu den Menschen bei der Auferweckung des Lazarus, Joh 11,44).
Da müssten eigentlich allen die Ohren klingeln: denen die das Leben der anderen unterdrücken, bis es nicht mehr lebt; denen, die das zulassen; und denen, die die Opfer sind und aufgehört haben zu hoffen und zu kämpfen. Im Großen und im Kleinen. Und es müsste all denen gedankt werden, die dagegen aufstehen. Vor allem Gott! Er stürzt die Mächtigen vom Thron und ermöglicht neues Leben für die Erniedrigten.
An vielen Orten mit Gott für das Leben kämpfend, aber auch unendlich dankbar für alle, die mittun wünschen wir Herz-Jesu-Missionare Ihnen allen ein
Frohes und gesegnetes Osterfest
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