Es ist noch kein „Brausen wie ein heftiger Sturm“, wie es uns die Apostelgeschichte beim Pfingstereignis schildert, aber doch ein starkes, zunehmendes Rauschen, das die Luft füllt: das kollektive Aufatmen, dass der Pandemie der Garaus gemacht wird und eine „Rückkehr ins alte Leben“ möglich ist.
Was für ein Wunsch??? Rückkehr ins alte Leben! Warum wollen wir zurück in etwas, das schon vergangen ist? Warum wollen wir zurück in ein altes Leben, über das wir ja auch oft gejammert und geklagt haben? Wer, der in wirklicher Not gelebt hat, käme auf die Idee, einen solchen Wunsch zu äußern! Wer von denen, denen es gut ging, würde sich nicht wünschen, dass es vielleicht noch besser wird. Leben in Fülle! „Zurück ins alte Leben“ ist kein Lebensentwurf, weil er dem Leben selbst widerspricht. Leben ist etwas, das in Bewegung ist. Ist es das nicht, nennen wir es Tod.
Das haben die Apostel an Pfingsten erfahren. Man kann sich gut vorstellen, dass viele von denen, die sich nach der Himmelfahrt Jesu im „Obergemach“ (Apg 1,13) versammelt hatten, sich das alte Leben zurückwünschten: Die Berufung durch Jesus, das Umherziehen mit ihm, all die überwältigenden Erfahrungen, die Wunder, die er tat und die sie miterleben konnten, geführt von ihm, immer unterwegs und doch immer gesichert und behütet. Immer dabei und doch nur in zweiter Reihe, ohne Verantwortung, ohne wesentliches eigenes Zutun. Ohne den Kopf hinhalten zu müssen. Einfach nachfolgen!
Aber das ist nicht das Wesen des Heiligen Geistes. Der Geist des Muts und der Weisheit fordert und ermöglicht, dass die Jünger von Nachfolgern zu Verkündern werden. Heraus aus der – abhängigen – Komfortzone, hinein ins eigenständige Leben. Nicht mehr Schüler, sondern Lehrer. Nicht mehr warten, was mir geliefert wird, sondern eigenständig das Neue suchen und schaffen. In aller Freiheit. Das kann auch mal heißen, ins Alte zurückzuschauen, aber nur deshalb, um daraus zu lernen, wie wir es durch uns selbst mit der Hilfe Gottes weiterentwickeln, positiv verändern können. Nicht nur für uns, das schon auch, sondern immer mit dem Blick auf alle. Das ist Pfingsten!
Es wäre eine Hoffnung für die kommende Zeit: Wenn wir nach dieser Zeit des gefühlten Stillstands nicht zurück wollen in das alte Leben, sondern ein neues schaffen wollen, ein besseres – und das für alle! Mit dem Licht des Geistes, der Liebe Gottes, die immer wieder neu den alten Rahmen sprengt.