Bibel hautnah
Unter dieser Rubrik möchten wir uns mit Ihnen in unregelmäßigen Abständen Zeitthemen nähern und sie mit Stellen der Bibel verknüpfen – in mitunter unkonventioneller Deutung. Aber immer nah am Zeitgeschehen und damit auch an uns Menschen. Bibel hautnah eben.
Mi 4,3-4: Schwerter zu Pflugscharen/Mt 10,34: Ich bin nicht gekommen, den
Frieden zu bringen, sondern das Schwert
Es mag eine kühne These sein, aber ich glaube, nichts wird zugunsten der eigenen Bedürfnisse und Grundhaltungen so zurechtgelegt wie die Texte der Bibel. Ein Ergebnis ist nicht selten der friedliche, liebe Jesus, „das liebe Jesulein“. So als habe Jesus von der Krippe bis zum Kreuz keine Entwicklung gemacht. Das ging gar nicht anders, die Welt war auch damals schon so und erforderte klare Positionen und Konfrontationen – v.a. wenn man etwas verändern wollte. Das ging nicht immer „achtsam“ und schonend. Die Tempelreinigung ist kein einmaliger „Fehltritt“ Jesu – man frage nur die Pharisäer und Schriftgelehrten. Und auch Petrus, der das ein oder andere davon erzählen kann. Mit Ihnen hatte Jesus viele heftige Konfrontationen, da war nicht wenig Schwert!
Und doch gibt es auch den Jesus, der den Frieden verkündet, den er bringt. Aber offenbar keinen Pseudofrieden, bei dem alles unter den Tisch gekehrt wird. Es ist ein Frieden, der die Auseinandersetzung nicht scheut, weil er weiß, dass alles andere nur faule Kompromisse ergibt. Konfrontationsscheu ist keine christliche Tugend!
Der kämpferische und der friedliche, heilende im besten Sinne achtsame Jesus sind kein Widerspruch, sondern der Hinweis darauf, dass unterschiedliche Situationen unterschiedliche Haltungen und Handlungen erfordern. Eben eine adäquate Reaktion. Nur so können sich Dinge ändern.
Schwerter zu Pflugscharen ist eine wunderbare Vision – leider überliest man gerne, dass das eine Vision für die Endzeit ist. Und auch nicht die Folge des Handelns der Menschen, sondern des Handelns Gottes: „Er wird Recht schaffen zwischen vielen Völkern und mächtige Nationen zurechtweisen bis in die Ferne.“ Erst „dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern.“ – „Und jeder sitzt unter seinem Weinstock… und niemand schreckt ihn auf.“ Das wünsche ich den von Kriegen und Tyrannen geplagten Menschen in jeder Ecke dieser Welt.
Ich befürchte aber, das wird noch dauern. Bis dahin werden wir immer wieder kämpfen müssen, aus guter, menschenfreundlicher Motivation heraus und mit konstruktiven Mitteln, um eine bessere, friedlichere Welt mitzubauen. Und um der Destruktion Einhalt zu gebieten!