Am 15.3.2024 jährt sich zum 200.sten Mal der Geburtstag unseres Gründers P. Jules Chevalier. Diesen besonderen Tag gilt es natürlich gebührend zu feiern und sich auch entsprechend darauf vorzubereiten. Das geschieht in diesem Jahr in allen Provinzen weltweit mit den unterschiedlichsten Veranstaltungen, zusammen mit den uns verbundenen Mitgliedern der Chevalierfamilie und in den Kommunitäten. Und natürlich kann es für jeden Einzelnen der Chevalierfamilie Anlass sein, noch einmal tiefer zu blicken, was uns unser Gründer heute noch zu sagen hat. Dazu bietet dieses Jahr viele Gelegenheiten, auch hier. (s.a. den Artikel über P. Chevalier auf unserer Homepage unter „Unser Orden“)
- Gedanke: 1 Kor 26-27
„Seht doch auf eure Berufung, Brüder! Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme……. . Das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das starke zuschanden zu machen.“
Kaum ein Satz könnte besser zur Berufung von P. Jules Chevalier passen. Da war erst einmal gar nichts Vornehmes oder Mächtiges. Ganz im Gegenteil. Da war eine bettelarme Familie, die im Wesentlichen durch die Verkäufe der Mutter auf dem Markt über Wasser gehalten wurde, so gut es ging. Und manchmal ging es gar nicht: Es ist überliefert, dass seine Mutter einmal so verzweifelt war, dass sie den kleinen Jules auf dem Marienaltar der Kirche ablegte und zurückließ mit der Bitte, Maria solle nun für ihn sorgen. Um dann Gott sei Dank schnell zu merken, dass dies keine Lösung sein kann und ihn wieder zu sich holte.
Wie muss er sich gefühlt haben, als er mit 12 seine Berufung entdeckte und genau wusste, dass ihm alle finanziellen Voraussetzungen dafür fehlten, in ein Seminar aufgenommen zu werden. Wie muss er sich gefühlt haben, als es mit 17 wie durch ein Wunder doch klappte. Er, mit seiner Herkunft, unter all den 12-jährigen feinen Pinkeln aus wohlhabenden Familien mit ganz anderer schulischer Vergangenheit. Er weit davon entfernt, selbst diesen Kindern gegenüber ein „Weiser“ zu sein. Wie oft er beschämende Situationen aushalten musste, kann man nur erahnen. Was wir wissen: Er hat sich nicht entmutigen lassen, er war ein Kämpfer. Er biss sich durch. Vor allem, weil er auch gegen und um sich kämpfte: gegen die Seiten, die seinem Ziel entgegenstanden, um seinen Weg.
Er wollte Menschen für Gott gewinnen – und merkte, dass er mit seinem leistungsbetonten Rigorismus, den er vermutlich einfach als Schutz brauchte, genau das Gegenteil erreichte. Das war der falsche Weg, um die Herzen der Menschen zu gewinnen für die Liebe Gottes – und er veränderte sich, besser: ließ sich verändern in einem geistlichen Prozess während Exerzitien. So gewann er die Herzen. Durch Freundlichkeit, Barmherzigkeit und Großzügigkeit. Er gab jedem, der kam; auch ganz materiell. Als ihm später Mitbrüder vorwarfen, dass da auch immer wieder Leute dabei wären, die ihn betrügen würden und gar nicht bedürftig waren, die seine Güte nur ausnützten, antwortete er Ihnen: „Lieber gebe ich einigen, die es nicht brauchen, als einem einzigen etwas zu verweigern, der es braucht.“ Wäre doch mal ein Argument im sozialpolitischen Diskurs heute! Um die Argumente der sog. Starken, weil Reichen zuschanden zu machen.