Am 15.3.2024 jährt sich zum 200.sten Mal der Geburtstag unseres Gründers P. Jules Chevalier, ein willkommener Anlass, noch einmal tiefer zu blicken, was uns unser Gründer heute noch zu sagen hat.
- Gedanke: Mk 10, 42-44:
„Ihr wisst, dass ….. die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, der soll euer Diener sein.“
Macht – das ist auch in Ordensgemeinschaften ein Thema. Da mehr, dort weniger. Natürlich auch in Kirche insgesamt. Und selbst der Hinweis Jesu, wie das in seiner Gemeinschaft sein soll, wird oft pervertiert: Da wird das Amt zum „Dienstamt“ (was es eigentlich ja auch sein soll, aber nicht immer ist) und der Weg wird zu einer „Karriere nach unten“, wie mir einmal ein junger Mann aus Anlass seiner Weihe mitzuteilen versuchte. Ungeachtet dessen, dass er in einer Gesellschaft lebte, in der er als Priester schon per se auf einem ganz anderen Werte- und Machtniveau angesiedelt war und ihm das auch durchaus nicht unangenehm war.
Das hätte auch P. Chevalier passieren können und man hätte es ihm kaum verdenken können, wenn einer, der sich aus den ärmlichsten Verhältnissen herausgekämpft hat, es genießt, mal etwas „Besonderes“ zu sein. Die Versuchung dazu ist groß. So weit wir wissen, ist er nie dieser Versuchung erlegen, selbst nicht in den Zeiten, in denen er im Vatikan aus – und eingehen konnte, weil er mit dem damaligen Papst Pius IX. befreundet war. Auch nicht innerhalb des Ordens, eine Tatsache, der wir unsere vergleichsweise flache Hierarchie verdanken, die den jeweiligen Oberen in den meisten Fällen verpflichtet, zu einer gemeinschaftlichen Lösung zu kommen. Selbst als ihn eine kleine Gruppe von Mitbrüdern, die die Gemeinschaft in eine andere Richtung führen wollte, aus dem eigenen Orden werfen wollte, rang er um sie, obwohl es rechtlich ein leichtes gewesen wäre, sie wegen Insubordination zu entlassen.
Diese Haltung trägt sich durch, wie könnten wir sonst unserem Auftrag (Konstitutionen!) folgen, uns und anderen familiär und mit freundlichem Humor zu begegnen. Wenn einer denkt, er sei was Besseres und so auch handelt, wird es nicht familiär und meistens gibt es auch nichts zum Lachen. Das muss gepflegt werden, ist gefährdet, v.a. (aber nicht nur) in noch stark hierarchisch/autoritativ geprägten Gesellschaften, in denen Priestersein zu einer höheren „Seinsstufe“ führt und wenn es ganz schlimm kommt, dies sogar der Grund der „Berufung“ ist. Es führt dann nicht selten zu Irritationen, wenn unsere Ausbilder Kandidaten für den Ordensweg deutlich machen, dass es in den weiteren Schritten nicht darum geht, Priester zu werden, sondern ein MSC, ein Missionar des Herzens Jesu. Mit oder ohne Amt. Nur mit der Macht der Liebe. Es kann dauern, sich dahin zu entwickeln, aber es ist jeden Schritt wert. P. Chevalier hat viele Schritte dahin vorgelebt. Ein Leben lang.