Was machen die Herz-Jesu-Missionare in der ganzen Welt eigentlich so? Da uns unser Gründer, P. Jules Chevalier, mitgegeben hat, dass es nicht wichtig ist, was wir tun, sondern wie wir es tun, gibt es da eine große Vielfalt, die sich immer an den Nöten vor Ort orientiert. Da es vielen Ländern und damit auch den lokalen MSC-Provinzen schlicht an finanziellen Möglichkeiten mangelt, werden viele der Projekte dort durch Spenden und Zuwendungen durch Provinzen, respektive Menschen aus reicheren Ländern unterstützt und manchmal erst ermöglicht. Da greift ein Glied ins andere. In unregelmäßigen Abständen möchten wir Ihnen einige der weltweiten MSC-Projekte und ihr Umfeld vorstellen. Heute: Südsudan
Friedensarbeit im Südsudan
Dass die katholische Kirche im Südsudan in Bezug auf die Seelsorge im Bildungs- und Gesundheitsbereich an vorderster Front steht, ist leicht an der Zahl der unterrichteten Schüler oder der behandelten Patienten abzulesen. So sehr der junge Staat diese braucht, noch mehr braucht er Frieden im Land.
Friedensdienst im Südsudan ist aber, gelinde gesagt, komplex. Selbst nach der Unabhängigkeit des Sudan im Jahr 1952 blieb das Land durchgängig in innere Konflikte verstrickt, nicht nur wegen der Grenzen zwischen dem christlich-schwarzen Süden und dem islamisch-arabischen Norden, sondern auch innerhalb der beiden Bereiche aufgrund von Stammesgrenzen, wirtschaftlichen Interessen und all den diversen Machtinteressen, die Kriege oft lösen sollen, aber nicht lösen können. Kein Wunder, dass unzählige Männer, Frauen und Kinder schwerst traumatisiert sind und Versöhnung – noch – ein Fremdwort ist. Was tun? Eine Antwort: einen gemeinsamen Spaziergang machen, katholisch: pilgern!

Jugend auf dem Pilgerweg
Der Friedenspilgerweg der Diözese Rumbek fand erstmals im Februar 2023 statt. Die Idee dazu stammt von Schwester Orla Treacy, einer Loreto-Schwester, die anregte, dass junge Menschen vom Zentrum des Südsudan nach Juba laufen, um Papst Franziskus bei seinem ersten offiziellen Besuch im Land zu begrüßen. Der gemeinsame Weg wurde ein unglaublicher Erfolg und hat die Herzen der Menschen erobert. Auch das Herz des Papstes, der sogar darum bat, die Gruppe persönlich zu treffen, als sie ankam.

P. Alan MSC mit Jugendlichen auf dem Pilgerweg
Im Jahr darauf wurde die Wallfahrt nicht von den Priestern und Ordensleuten der Diözese organisiert, sondern von den Jugendlichen selbst. Junge Männer und Frauen, „Veteranen“ der ersten Wallfahrt, planten, organisierten und führten alles eigenständig durch. Das gab den Ordensschwestern, Brüdern und Priestern die Möglichkeit, wirklich mit den Jugendlichen zu gehen, ihre Geschichten zu hören und ihre Hoffnungen zu teilen und zu unterstützen.

P. Alan MSC mit den Loretoschwestern auf dem Pilgerweg
P. Alan: „Jeder Tag begann um 5.30 Uhr mit einem kurzen Aufwärmen und Frühstück, bevor es losging. Im Laufe unserer Pilgerreise hielten wir oft an und sprachen mit den Menschen, die wir unterwegs trafen. Eine so große und begeisterte Gruppe gab Anlass zu vielen Fragen und Kommentaren. Was taten wir eigentlich? Warum gingen wir zu Fuß, wenn man auch mit dem Auto fahren konnte? Wie kann eine Pilgerreise wirklich zur Förderung des Friedens beitragen?
Die letzte Frage trifft den Kern dessen, was wir zu tun versuchten. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren viele der Straßen und Wege, auf denen wir unterwegs waren, wegen der Unsicherheit unpassierbar. Gewalt, Diebstahl und Schießereien waren an der Tagesordnung. Dass wir jetzt ohne Waffen, ohne Polizei und ohne Sicherheitskräfte gehen konnten, war ein deutlicher Hinweis darauf, dass etwas anderes, etwas Neues in Gang gekommen ist. Noch nicht in Worte zu fassen, aber auf jeden Fall eine Hoffnung und jeden Schritt wert.

Die Hoffnung des Landes
Vor allem deshalb, weil sich unsere Gruppe aus jungen Menschen aus der ganzen Diözese zusammensetzte, die selbst aus Gruppen stammten, die sich traditionell immer feindlich gegenüberstanden. Ihre Fähigkeit, gemeinsam zu gehen und sich für den Frieden einzusetzen, hat unsere Botschaft der Hoffnung noch verstärkt. Als die Sonne unterging, feierten wir an jedem neuen Ort gemeinsam mit den Einheimischen die Messe, aßen mit ihnen und teilten unsere Erfahrungen.
Am Ende der Woche hatten wir Blasen und, in meinem Fall, einen leichten Sonnenbrand, aber wir waren glücklich. Einer aus der Gruppe rechnete aus, dass wir alle zusammen ca. 27.000.000 Millionen Schritte gelaufen waren. Es hatten sich neue Freundschaften gebildet, die vorher unmöglich gewesen wären. Vor allem war aber auch unsere gemeinsame Zeit mit den Menschen, denen wir begegneten, ein stilles, aber freudiges Zeugnis dessen, was sein könnte: Frieden für ein Volk, das des Krieges überdrüssig und bereit für einen Neuanfang ist. Es braucht nur einen Schritt.“
Aber einer muss beginnen, auf den anderen zuzugehen. Noch besser, wenn es beide tun.