Für das Zusammenspiel von Gnade und Natur, die ja immer aufeinander bezogen sind (Thomas von Aquin), genauer für die Beseitigung der menschlichen Hindernisse, die sich der Gnade Gottes in den Weg stellen, gibt es seit 6 1/2 Jahren eine konkrete Anlaufstelle in München: STEPS.

STEPS (steps-msc.com) ist ein pastorales Projekt der Herz-Jesu-Missionare für junge Erwachsene (18-35) im Zentrum von München, das zum einen Lebensorientierung für junge Leute anbietet (Männer und Frauen), z.B. bei Fragen der Berufswahl. Der wesentlichere Teil besteht aber in einer langjährigen spirituell-biographischen Begleitung (für Männer), in der frühe lebensgeschichtliche Störungen, die die persönliche Entwicklung bremsten, aufgearbeitet werden (tiefenpsychologisch). Gleichzeitig werden die Übertragungen und Projektionen dieser menschlichen Erfahrungen mit den primären Bezugspersonen (Eltern, Geschwister, Großeltern, prägende Personen…) auf Gott, die sog. unbewussten Gottesbilder, geklärt und aufgelöst (spirituelle Seite).
Auch bei einem an sich positiven bewussten Gottesbild, legen sich diese verdrängten negativen Bilder (das Verdrängte ist immer negativ) über das bewusste Gottesbild und bestimmen, ganz unbewusst, unseren Glauben an Gott (z.B. als Auslöser von Glaubenskrisen), unsere Hoffnungen, die wir auf ihn setzen (z.B. als Auslöser von Enttäuschungen) und nicht zuletzt unsere Liebe zu ihm und die Vorstellungen seiner Liebe zu uns (z.B. durch Gefühle von Ablehnung, alleingelassen sein, nicht gut genug zu sein für Gott etc.).
Das heißt, dass wir in der Tiefe, im Unbewussten, nicht an den Gott Jesu Christi glauben, sondern an das, was uns die unbewussten Gottesbilder als „Gott“ vorstellen. Das lässt sich manchmal ganz leicht entdecken. Ich muss z.B. nur für meine Zweifel an Gott nach analogen Erfahrungen mit der ein oder anderen wichtigen Bezugsperson suchen. Da werde ich schnell fündig werden, wenn ich ehrlich hinschaue. Die Aufarbeitung, insbesondere der tieferen = frühen Erfahrungen bedarf dann aber doch einer kontinuierlichen Begleitung, die sowohl die lebensgeschichtliche als auch die spirituelle Seite mit einbezieht.
Die wesentlichen Etappen der biblischen Geschichte des Menschen mit Gott, Schöpfung (Leben), Exodus (Freiheit) und das Christusgeschehen (Liebe) bilden auch die Etappen der Aufarbeitung. Kein Wunder, denn sie sind auch die Themen in den ersten Lebensjahren des Kindes: das Leben sichern, die Freiheit entwickeln (und/oder erkämpfen) und sichern und die Liebe finden, die Fähigkeit zu lieben und die, sich lieben zu lassen. Da geht´s ans Herz, an dessen Verletzungen und deren Heilung.
Eine zutiefst Herz-Jesu-missionarische Aufgabe: die Liebe Gottes dahin zu bringen, wo sonst niemand hingeht. Wer schaut schon gerne so tief nach innen. Früher waren das Papua-Neuguinea und andere Missionsgebiete (sakramentaler Weg), später dann Jugendhilfeeinrichtungen und Schulen hier und in den Missionsgebieten (sakramentaler und heil-/sozialpädagogischer Weg), heute eine Einrichtung wie STEPS (sakramentaler und psychotherapeutischer Weg). Eben immer auf das zu antworten, was die Menschen in der jeweiligen Zeit und am jeweiligen Ort brauchen, um der Liebe, die Gott ist, begegnen zu können.
Das braucht Zeit, nicht zuletzt, weil das Verhältnis zwischen Kirche und Psychotherapie von beiden Seiten her immer schon nicht von besonderer Liebe geprägt war und jede Seite die andere für obsolet hielt. Es scheint die Zeit gekommen, dass beide Seiten den Wert erkennen, der aus einer Zusammenarbeit, aus einer Nutzung beider Ressourcen entstehen kann. Junge Menschen suchen das zunehmend in unserer so oberflächlich scheinenden Welt: etwas das trägt, das in die Tiefe geht und eine Hoffnung auf Heil geriert in diesen als so heillos erlebten Zeiten.
Genau diese suchenden jungen Menschen gaben im letzten Jahr den Anstoß zu einem 2-jährigen Ausbildungscurriculum zum spirituell-biographischen Begleiter bei STEPS, das nach einem ausführlichen Theoriejahr mittlerweile verstärkt in den praktischen Teil übergegangen ist und dieses Zusammen von Natur und Gnade dann an den verschiedensten Orten weiterverbreitet: in der Schule, in der Jugendarbeit, an der Universität, in einer geistlichen Gemeinschaft. Alle tun das natürlich auch mit dem Ziel, selbst noch lebendiger, freier und liebevoller zu werden (das ist ja ein lebenslanger Prozess), aber v.a. mit dem Ziel, dies auch anderen zu ermöglichen. Nicht zuletzt, um diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Durch Beseitigung der Hindernisse, die der Beziehung zum lebensspendenden, befreienden und liebenden Gott im Weg stehen. Und damit auch zu den Menschen!





